Am 03.04.2025 starteten 17 Teilnehmer gemeinsam mit einem Bus an der SLM Barleben Richtung Ilsenburg.
Die Werksführung begann um 10 Uhr und wurde von Herrn Gunnar Junig (1. Vorsitzender der Heimatstube Ilsenburg e.V.) durchgeführt.
Im Grobwalzwerk, welches zur Salzgitter-AG mit 25.000 MA gehört, arbeiten 650 MA. Somit ist das Unternehmen ein wichtiger Arbeitgeber für einen Ort mit knapp 6.000 Einwohnern. Parallel zu der Exkursion des BV Magdeburg fand am 03.04. auch der Girls- and Boys-Day mit 50 Kindern im Walzwerk statt, denen wir natürlich gern unsere Microfon- und Hörverstärkerausrüstung überlassen haben.
Im Werk werden Brammen bis 350mm Dicke verarbeitet und daraus Bleche bis 300mm Dicke gewalzt. Aus einer Brammen–Stahl-Güte können bis zu sieben unterschiedliche Stahlgütenbleche gewalzt werden. Im Ofen wird sichergestellt, dass die max. Differenz zwischen Außentemperatur und Brammen-Mittentemperatur 20K beträgt. Dazu wird jährlich eine Eichbramme verkabelt und geglüht (mit Bohrungen und Thermoelementen). Ein wichtiger Schritt um die gleichbleibende Güte der Erzeugnisse gewährleisten zu können.
In der Walzwarte haben wir auf den Bildschirmen die Oberflächentemperaturen sehen können – die Differenz zwischen Oberseite und Unterseite betrug 1K! (1226°o. – 1225°u.). Im nächsten Schritt wurde uns die Quette (die Wasserabschreckung beim Walzen) gezeigt, welche 3.600l Wasser pro Sekunde verbraucht. Alles Wasser wird aufgefangen und wieder aufbereitet – der Frischwasserverbrauch beträgt dadurch am Tag nur 300l.
Auch an Innovationen wird gearbeitet. So wird eine Anlage entwickelt, welche durch Wasserstrahlschneiden mit 6.000bar und 0,4mm Düsen Spezialbleche für gepanzerte Fahrzeuge und andere Spezialbleche schneiden soll, die 2026 in Betrieb gehen soll. Diese Bleche dürfen nach dem Walzen nicht mehr über 200°C erwärmt werden.
Im Ofen kann es durch unsachgemäßen Temperaturverlauf der Brammen zum Spannungsbruch der Bramme kommen, was durch die erforderliche Wartezeit zum Abkühlen der Bramme und des Ofens von ca. 3 Tagen einen großen Verlust darstellt. Das verdeutlicht wie wichtig die Überwachung der Prozessparameter ist. Für jede Güte wird die Ofentemperatur gesondert überwacht – dabei liegen mehrere Brammen zweigleisig im Ofen. Nach dem Verlassen des Ofens durchläuft die Bramme (bspw. 1800 x 1800 x 200) die Entzunderung. Das bedeutet eine Wasserdusche mit 200bar von oben und unten, damit kein Zunder eingewalzt wird. Dann erfolgen ca. 2-3 „Stiche“ wobei die Bramme auch 1 bis 3mal um 90° gedreht wird, um ein gleichmäßiges Korn zu erzeugen und um die gewünschte Blechbreite zu erzeugen, denn beim Walzen wird vor allem in Walzrichtung gestreckt. Aus einer Bramme 1800 wird so Blech mit 2,5m Breite. Walzen werden nach ca. 2-3 Tagen ausgetauscht zum Überdrehen, damit eine Genauigkeit über die Breite aufs Hundertstel mm genau gewährleistet bleibt. Nach der "Blockabkühlung", die bis zu 3 Tagen dauern kann, erfolgt eine Signierung und Beschneidung der hinteren und seitlichen Kante und abschließendem Längszuschnitt. Nach einer Qualitätskontrolle sind die Bleche versandfertig.
Bei einem gemeinsamen, reichhaltigem Mittagessen konnten die Teilnehmer ihre Eindrücke diskutieren, bevor die Heimreise angetreten wurde. Eine sehr gelungene lehrreiche Exkursion und unbedingt für alle Studenten der Schweißtechnik und metallurgischen Werkstoffkunde empfehlenswert!